Der Ursprung der Sieg überrascht uns zunächst mit einem allerliebsten Übernachtungsort auf 650 m Höhe über den Gipfeln des Rothaargebirges. Hier entspringen in relativer Nähe eine ganze Reihe mittel-westdeutscher Flüsse – Lahn, Eder, Ruhr und Sieg. Außerdem geht der Rothaarsteig hier vorbei. Gutes Essen und himmlische Ruhe lassen uns eine derart geruhsame Nacht im Gasthof Siegquelle verbringen, dass wir sogar das von der Wirtin angekündigte morgendliche Röhren der Hirsche verschlafen.





Der obere Teil des Siegtales ist weniger spektakulär als hübsch und mäßig hügelig und so geht es kontinuierlich bergab nach Netphen und weiter nach Siegen. Die Region ist sehr industriell und mit viel Gewerbegebieten zersiedelt. Die Radstrecke verläuft ab hier über viele Kilometer entlang oder sogar auf der Bundesstraße, die eng, gewunden und auch von LKWs stark befahren ist. Dieser Umstand mindert das Radelvergnügen gewaltig, eigentlich möchte man deswegen den Siegradweg gar niemand anempfehlen. Darüber hinaus wird auf Schildern vom Touristikamt empfohlen, „zwischen X und Y die stündlich verkehrende Regionalbahn zu benutzen“ – wenn ein Radweg so beworben wird kann man es eigentlich auch sein lassen…





Der Unterlauf der Sieg wiederum ist dann recht gut zu befahren und wieder ausgesprochen naturnah und idyllisch. Zwar verfügt der Fluss über wenig Wasser, aber die Auwälder und die Kiesbänke sind gut bevölkert von Graureihern, Kanadagänsen, Kormoranen und anderen Wasservögeln. Auch die Ortschaften sind sehenswert, immer wieder lugen rechts und links des Tales Burgen und ein kleines Schlösschen, Kloster oder ein Gutshof hervor.








In Mündungsnähe wird das Siegtal recht flach, wir passieren Hennef, Siegburg und St. Augustin und gewärtigen schließlich die Siegmündung in den Rhein, wo sie wirklich nur noch ein erbärmliches Rinnsal ist. Aber auch der Rhein verfügt ja gerade nicht über Wassermassen.


Wir setzen ans linke Rheinufer über und passieren Orte mit schöner nobler Wohnbebauung wie auch welche mit riesigen chemischen Industrieanlagen – Wesseling – wo es unangenehm riecht.






Die Zeltplätze am Rhein sind wie viele in diesem Sommer gut ausgelastet, wir bekommen aber glücklicherweise immer noch ein Plätzchen für unser grünes Polyesterchalet. Eine Besonderheit der Campingplätze am mittleren Rhein scheint die Allgegenwart von Alexandersittichen zu sein. In großen Schwärmen, 30 – 40 Tiere, kreischen diese geselligen hübschen quietschgrünen Vögel über die Bäume und lassen auch gelegentlich mal was fallen.


In Düsseldorf gönnen wir uns samstagabends einen Altstadtbesuch. Das Gewusele dort erinnert mich ein bisschen an eine Mischung aus Bierzelt und Palma de Mallorca. Auf jeden Fall habe ich meiner Lebetage noch nicht so viele aufgespritzte Lippen und Wangen gesehen, wie auf diesem Laufsteg des Grauens! Zum Lästern gibt es auf jeden Fall genug Stoff für uns…





In Duisburg schließlich erreichen wir die Ruhrmündung und somit ein neues Radelkapitel.