Ruhr

Duisburg erstaunt uns in mehrfacher Hinsicht: begehbare Kunst, spannender Rheinhafen, orientaloide Straßenzüge, gruselige und auch tolle Architektur. Und, da sonntags, ist auch der Verkehr sehr erträglich. Der Radweg an der Ruhr entlang ist äußerst abwechslungsreich, sowohl landschaftlich als auch von den Orten her. Natürlich gibt es grausliche Ecken, ist ja schließlich Deutschlands größtes Industrierevier.

Der Flusslauf selber ist überraschend naturnah, gewunden, teils mit kleinen Nebenarmen, Flusswäldchen und sumpfwaldähnlichem Bewuchs. Auffallend sind die vielen Neophyten: Indisches Springkraut, ganze Alleen mit Japanischem Knöterich, trockene Herkulesstauden. Wenn man wollte, könnte man hier auch viel Kunst und Kultur gucken und erleben, es gibt unendlich viele Kunststationen, Grafitti, Museen, Industriekulturstätten – wie dem Gasometer in Oberhausen.

Wir freuen uns über nette kleine Zeltplätze mit fast nur Dauercampern, die in der Regel recht ruhig und beschaulich sind. Bierchen kricht man beim knorrigen Platzwart, nebst Frikadellen und  Katoffelsalaat mit Majonneese, nä, dat is hia so, dat ham wa schon imma so jemacht, ja, nu wiaklich, echt! Und wenn der Nachbar in seiner Caravanburg seine Schlagerparade zu Ende  gehört hat ist Ruhe im Karton und die Nacht gehört den Fledermäusen und vereinzelten Rasern auf der Bundesstraße gegenüber.

Ständverselbstlich gehört auch ein Zechenbesuch zum Programm: Zeche Nachtigall in Witten-Bommern mit einer eindrücklichen Führung, die nachdenklich macht – von wegen Gute Alte Zeit und so.

Der Mittelteil der Ruhr hat mit seinen vielen Staustufen – Baldeneysee, Kemnade, Hengsteysee – nicht nur Reizvolles zu bieten, sondern einen hohen Wert als ergiebiges Sport- und Naherholungsgebiet für zumindest die BewohnerInnen der südlichen Ruhrgebietsmetropolen.

Baden ist allerdings strengstens untersagt, da der Fluss überall zur Trinkwassergewinnung genutzt wird.

Lässt man den eigentlichen Ruhrpott hinter Wetter und Schwerdte hinter sich, wird die Gegend zunehmend ländlicher. Felder und Weideflächen nebst den dazugehörigen Tieren sind wieder häufiger und es rennt einem schon mal ein Huhn knapp über den Radweg.

Campingplatzbedingt machen wir einen Abstecher zum Möhnesee, eine der vielen Talsperren im Sauerland, wo man nach einigen Metern über ausgetrockneten Seeboden tatsächlich noch Badegewässer erreichen kann.

Der folgende Tag weckt uns mit Dauerregen, was wir zwar eigentlich begrüßen – endlich bissle Wasser auf die knochentrockene Erde! Aber ein klatschnasses Zelt einzupacken ist dann doch ein eher fragwürdiges Vergnügen und so radeln wir mit stoischer Miene, den dicken Tropfen trotzend, weiter ruhraufwärts nach Meschede.

Die Feuchtigkeit ist nicht nur uns unangenehm – obwohl weicheimäßiges Aufgeben selbstredend nicht in Frage kommt. Ivos Fahrradcomputer meldet Störung und unser Ersatzcomputer meckert ebenso. Also muss es an einem elektronischen Fehler liegen, der uns leider in Bestwig kurz vor Winterberg zum Abbrechen der Reise nötigt. Ist jetzt zwar bissle ärgerlich und schade, aber wir haben einen tollen Eindruck von Deutschlands westlicher Mitte bekommen und werden diese Gegend sicher irgendwann mal wieder bereisen. Da ist noch viel drin in dieser tollen Ecke!

2 Kommentare

  1. Liebe Radwanderer,
    mit viel Freude und Interesse habe ich eure lange Tour und eure Etappen verfolgt!
    Besonders interessant waren eure Eindrücke von den
    Gegenden und Städten in Frankreich und Spanien, die wir auch erkundet haben. Es hat sich viel verändert, aber manches erschien mir genauso wie ich es in Erinnerung habe.
    Vielen Dank!
    Gutes Eingewöhnen zu Hause!
    Liebe Grüße
    Elfi

  2. Hallo Ihr Zugvögel 😁
    War richtig gut dabei zu sein bei euren Touren-sooo schön bebildert und beschrieben- schade um den plötzlichen Abbruch, aber Ihr seid ja wirklich viel rumgekommen! Ich ziehe meinen Hut!!!Schönes heimkommen und wieder reinfinden in dem Nicht- Radl-Alltag und nochmals vielen, vielen Dank für die schönen Eindrücke!!!

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