Radreisen Level 2.0

Da Susanne und ich nun seit 25-30 Jahren Radreisende sind ist es interessant mal darüber nachzudenken was sich in dieser Zeit verändert hat.

Fangen wir mit dem Campingpublikum an. Früher sah man auf den Campingplätzen sehr viel Zelt, viele Wohnwagen und kaum Wohnmobile. Das hat sich grundsätzlich verändert. Heute sind es vornehmlich Wohnmobile, manchmal fast schon Wohn-LKW‘s, weniger Wohnwagen und kaum noch Zelte.

Preisfrage: welches Gefährt ist meines?

Dieses Jahr öfters gesehen: Camper, die mit Rollkoffer auf den Zeltplatz kommen, vornehmlich junge Frauen. Das Auto steht auf dem Parkplatz und das Zelt wird auf der Zeltwiese aufgebaut. Wenn man das zum ersten mal sieht, wirkt das schon ziemlich schräg, wenn so ein Koffer über den Kies holpert.

Neu, vor allem in Frankreich und Spanien, Mobilehomes oder Mobilheime. Eine Art standardisierte Wohncontainer die zwar auf einer Achse stehen, aber ansonsten fest installiert sind. Da entstehen auf so manchem Campingplatz ganze Dörfer. Eine Mischung aus Center Parc und Wohnungen für Saisonarbeiter.

Die Fahrräder haben sich auch verändert. Früher ein einfaches 10-Gang Stahlrad das unter dem vielen Gepäck, zu viel mangels Erfahrung, ächzte. Später kam schon das spezielle Touren-Reisefahrrad mit wesentlich mehr Gängen, besseren Bremsen und stabiler für schweres Gepäck. Heute fahren wir elektrisch unterstützt. Man muss dabei immer noch fest in die Pedale treten, aber es macht das Reisen wesentlich angenehmer, vor allem in bergigem Umfeld und man kann das Erlebte mehr genießen.

Das Gepäck! Eine immer währende Herausforderung. Ich habe schon in der Anfangszeit eine Excel-Packliste erstellt um das Unnötige zu vermeiden und das Nötige nicht zu vergessen. Natürlich ist es eine immer neu zu aktualisierende Liste, da sich doch vieles ändert. Kartenmaterial und Reiseführer fliegen raus, Smartphone und Tablets kommen rein. Ganz neu: FFP2 Masken und Impfpass.

Dazu kommt, dass von mal zu mal alters- und anspruchsgerecht Dinge größer werden, wie das Zelt, oder dazukommen, wie Stühle, Tisch, Abtropfsieb, Gewürze und unsere letzte Errungenschaft: ein Schöpflöffel.

Das führt dazu, daß man das selbst auferlegte Maximalgewicht an Gepäck immer ein kleines bißchen erhöht.

Wenn die Reise über viele Wochen und Monate geht, kommen noch spezielle Dinge dazu wie Ersatzteile für die Räder und Haarschneidemaschine.

Die Technik – die wohl größte Veränderung. Früher alles auf Papier. Karten, Reiseführer und Lektüre. Heute alles auf dem Smartphone und Tablet. Aber glaubt ja nicht, dass man da viel Gewicht spart. Auch diese Dinge wiegen, mit samt den Netzteilen. Selbst die Armbanduhr braucht schon ein Ladegerät. Das führt dazu dass man ständig auf der Jagd nach Strom ist. Wo ist die nächste Steckdose? Laß uns dort hinsetzen wo eine ist. Auf den Campingplätzen zahlt man für Strom, auch wenn wir nun wirklich nicht viel benötigen, zusammen etwa 1 KW. In den Anfangsjahren hatten wir kein elektrisches Gerät dabei das geladen werden musste. Heute sind es:
– Fahrrad (2x)
– Smartphone (2x)
– Tablet (2x)
– Tastatur für Tablet
– Armbanduhr
– Pulsgurt
– Barttrimmer

Das und mehr…

Wahnsinn, oder? Wir haben auch eine Solarmodul mit 21 Ampere Akku dabei. Das funktioniert ganz gut, ist aber nur für die Kleingeräte gedacht. Smartphone und Tablet brauchen heutzutage soviel Strom, dass der Akku so schnell gar nicht geladen werden kann.

Zugegeben, das Fahren mit Karte war oft schon sehr umständlich. Man musste oft anhalten und nachschauen oder Leute nach dem Weg fragen. Das war aber immerhin eine Möglichkeit mit der indigenen Bevölkerung in Kontakt zu kommen und seine Sprachkenntnisse zu überprüfen. Das Fahren mit Navigation vereinfacht vieles. Man kann sehr gut vorplanen und fährt durch die kompliziertesten Wegweisungen ohne anhalten zu müssen. Allerdings fehlt einem ein wenig der Gesamtüberblick, die einem eine Karte bieten kann.

Früher war alles besser! Ein furchtbarer Satz. Nein, es war anders und man musste mit den damaligen Möglichkeiten klar kommen und tat das auch – man kannte es nicht anders. Heute scheint vieles einfacher und bequemer zu sein. Man hat zu allem sofort Zugang, nimmt aber ein wenig das Abenteuer raus und den Gesamtüberblick, verliert sich im Detail – aber man gewöhnt sich an die neue Zeit, sowie an alle neue Zeiten.

2 Kommentare

  1. Hallo ich habe die Seite gefunden … klasse … wir trafen uns heute im Café Voosen in Stürzelberg bei Dormagen.
    Gute Weiterfahrt
    Gruß Ulrike

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