Normandie

Wohlbehalten und ohne Seekrankheit oder Arrestaufenthalt in britischen Gefängnissen (siehe Beitrag: Eine Seefahrt die ist lustig) in Cherbourg angelangt radeln wir nach einem Ausruhtag endlich weiter.

Das Wetter meint es glücklicherweise gnädig und bei angenehmen 20 bis 23 Grad und eher wolkigem Himmel fällt das Fahren leicht, zumal das Gelände zwar sehr wellig, aber nicht mehr so steil bergig ist.

Ruhige Sträßchen, die teils wie Hohlwege durch grasbewachsene Einschnitte oder hecken – und mäuerchengesäumt die Halbinsel der Manche durchqueren führen uns zu den Invasionsstränden des D-Day. Utah-Beach, Omaha-Beach, Gold-, Juno- und Sword-Beach heißen die Abschnitte der amerikanischen, britischen und kanadischen Invasionseinheiten. Restliche Bunkeranlagen, Geschütz-und MG-Schießstände und jede Menge Bombentrichter zeugen von den Kämpfen damals. Wo heute friedliche Menschen sich den Pelz von der Sonne verbraten lassen sind vor knapp achtzig Jahren jede Menge Männer krepiert – eine deprimierende und angesichts aktueller Geschehnisse umso gruseligere Vorstellung. Nix gelernt aus der Vergangenheit – da fällt einem leider gar nichts mehr ein. Die riesigen Soldatenfriedhöfe – sauber getrennt nach Nationen – tun ein Übriges, um die Stimmung im Keller zu lassen.

Die Badeorte, die sich in der Folge wie eine Perlenkette entlang der normannischen Küste reihen nehmen dann die eingetrübte Stimmung wieder etwas weg. Ein Städtchen hübscher als das andere: Ouistreham, Cabourg, Deauville, Trouville, Honfleur, Dieppe,…

Selbstredend steht auch der Teppich von Bayeux auf dem Programm. Tolle Ur-Comic mit drastischen Erklär-Bildern und erstklassig gut erhalten:

Etretat mit seinen beeindruckenden Kalkklippen ist ein landschaftliches Highlight. Diese Klippen ziehen sich in Folge fast die ganze Küste entlang.

Ein großer Fehler zeigt sich jedoch in den kommenden Tagen: mache möglichst niemals im Juli Urlaub an Frankreichs Küsten – das machen nämlich alle! Alle Franzosen, alle Niederländer, Belgier, Briten und ein paar Deutsche…. Klar, war das zu befürchten und ja, es ging nicht anders aber nervig ist es trotzdem.

Nachdem wir dann auch noch eines Spätnachmittags vier Zeltplätze hintereinander abklappern müssen, um uns dann doch “illegal“ einfach auf der Zeltwiese eines Camping Municipal zu platzieren sind wir final stinkig.

Auch aus diesem Grund beschließen wir nach einer Woche Normandieküstenradeln, dass wir gleich hinter der Sommemündung nach Nordosten Richtung Belgien abbiegen wollen.

Wir durchqueren das Pas de Calais, ein kleines Département im äußersten Norden und bekannt vor allem durch den eigenartigen Dialekt der “Schti‘s“ . Und tatsächlich habe ich das Gefühl, ich kann kein Französisch mehr verstehen. Eine hübsche Ecke ist es dennoch, erinnert einen manchmal an die Albhochfläche und die Campingplätze sind wieder sehr viel leerer.

Ein Kommentar

  1. Frankreichs Küsten im Juli, das ist ein Problem, das uns zu Zeiten , in denen wir in den Schulferien dorthin fahren mussten, auch immer erfahren haben!
    Ich erinnere mich an viele , viele Telefonate, um überhaupt als ‚Durchreisende‘ ein Zimmer für ein oder zwei Nächte zu bekommen!
    Weiterhin alles Gute für euch zwei und noch schöne Radltage ohne Materialprobleme!

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