Mittels des 9-Euro-Tickets begeben wir uns nach Würzburg, von wo wir mainabwärts radeln. Klein-Burley haben wir deswegen zuhause gelassen, es muss diesmal mit etwas kleinerem Gepäck gehen.
Der Wettergott ist uns weiterhin hold. An felsigen Weinhängen und etwas ausgetrockneten Auwäldern vorbei geht es nach Lohr, wo wir ein idyllisches Zeltplätzchen direkt am Main mit Badebucht finden. Fränkisches Bier schmeckt mindestens so gut wie belgisches!






Wertheim, Miltenberg, Aschaffenburg sind weitere hübsche Frankenstädte bevor wir dann mit Offenburg und Frankfurt-Höchst das Kontrastprogramm zur renovierten mittelalterlichen Idylle durchqueren. Aber Fußgängerzone mit orientalischem Multi-Kulti-Flair hat auch was für sich.






Der Frankfurter Flughafen mit seinen diversen Ein- und Ausflugsschneisen ist in dieser Gegend hier allgegenwärtig. Von Bürgel östlich Offenburgs bis Rüdesheim begleiten uns über ganze zwei Tage lang die startenden und landenden Flieger in geringer Höhe – man könnte fast dem Piloten ins blaue Auge blicken. Das macht diese teils hübsch an Main und Rhein gelegenen Wohngegenden mit tollen Häusern etwas weniger attraktiv.



Von Rüdesheim bis St. Goar nehmen wir das Linienschiff – seniorengerecht und jedem Klischee entsprechend. Mal so touristenlike auf dem spektakulären Rheinabschnit an Bingener Mäuseturm, berühmt-berüchtigten Rheinweinlagen und dem Loreleyfelsen vorbeizuschippern wollte ich schon lang mal.





So schön das Rheintal hier ja ist mit jeder Menge Burgen, alten Weinorten, schönen Kirchen und pittoresken Steilabhängen – die beiderseits der Ufer entlangführenden Bahnlinien und Bundesstraßen dimmen den landschaftlichen Reiz etwas.
In Lahnstein biegen wir schließlich ins Tal der Lahn ein, die im Unterlauf ausgesprochen idyllisch ist und Vergleiche mit Rhein, Mosel und Saar nicht zu scheuen braucht.





Über Bad Ems, Nassau, Diez und Limburg geht die Strecke flussaufwärts. In Obernhof logieren wir auf einem idyllischen Zeltplatz mit Eisvogel, Reiher, schwimmendem Nutria, Fledermäusen und einer sternklaren Nacht, die jetzt im Spätherbst schon mal etwas frischer ist.





Nächtliche Ruhe auf Campingplätzen ist eher keine Selbstverständlichkeit; Bahnlinien, Bundesstraßen mit viel Verkehr, eine Kirmesfeier im gegenüberliegenden Dorf und vor allem andere Campinggäste können einem die ersehnte Nachtruhe durchaus vergällen. Dazu gehört auch ein vorwitziger Waschbär, der nächtens in unserem Vorzelt – ein Gratisvesper erhoffend – sich an den Fahrradtaschen zu schaffen machte. Hört sich orginell an, ist aber ziemlich nervig, wenn man seine Ruhe haben möchte.





Mit Wetzlar, Gießen und Marburg passieren wir weitere hübsche hessische Städte und von wenigen etwas unspannenden Streckenabschnitten abgesehen windet sich das ganze Lahntal bis zur Quelle im Rothaargebirge sehr abwechslungsreich durch hügelige bis bergige Landschaft. Auf den Endkilometern gibt es mit Biedenkopf und Bad Laasphe auch ein paar Orte, die mich etwas an die leicht verlotterten französischen Provinzstädte erinnern – nur die kinderarmdicken Aufputzleitungen an den historischen Fassaden vermisse ich…




Insgesamt ist der Lahnradweg sehr zu empfehlen: recht gut ausgeschildert, verhältnismäßig steigungsarm, gute Wegeführung mit kaum Straßen und landschaftlich abwechslungsreich wie auch kulturell sehr ergiebig.


