Wir fahren von Nordfrankreich naht- und schmerzlos über die Grenze nach Belgien und merken es kaum – ein Eu-Privileg, das man gerne mal vergisst, weil es so selbstverständlich geworden ist nämlich einfach ohne Zoll und Grenzgedöns in ein anderes Land fahren.


Landschaftlich ist zunächst mal kein großer Unterschied zum Norden Frankreichs festzustellen. Viel Mais, Weizen, Raps und Kartoffeln – wie wir noch schmecken werden der Rohstoff für die legendär leckeren belgischen Fritten. Die Häuser in den Ortschaften und die Bauernhöfe sehen sehr gepflegt und gut renoviert aus. Was mir in den folgenden Tagen ins Auge springt sind die große Menge an Neu- und Anbauten, die oft recht mutige Architektur aufweisen. Offensichtlich sind belgische Bauämter sehr viel innovativer und belgische Bauherren deutlich mutiger und experimentierfreudiger als deutsche oder gar französische. Hier findet man in Kleinstädtchen und Dörfern oft so schräge Architektur wie bei uns höchstens mal in der Stuttgarter Halbhöhenlage.









Nicht ausbleiben kann der Kontakt mit den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges. Der sogenannte Ypernbogen in Westflandern war fast vier Jahre lang Schauplatz schrecklicher Gemetzel mit Ersteinsatz von Giftgas und das Flandern-Fields-Museum zeugt eindrücklich von dieser Zeit. Ypern war vollkommen zerstört und wurde nach alten Plänen mit seinem gotischen Häuserensemble in den Zwanzigerjahren wieder aufgebaut. Auch das Radeln durch die ländliche Umgebung führt einen permanent an alten Gefechtsstellungen, Bombentrichtern – jetzt idyllische Seerosenteiche – und Soldatenfriedhöfen vorbei. Ivo findet in der Museumsdatenbank das Grab seines Uropas und natürlich fahren wir dort vorbei.








Brügge und Gent sind tolle alte Städte, die einen Besuch lohnen. Allerdings finden das viele andere BesucherInnen auch und dementsprechend voll ist es dort.





In Brüssel geht es selbstredend ins Europaparlament – imprägnierend! – und dann zu Männeken Piss und zum Atomium. Das riesige Naturkundemuseum und das Königliches Afrikamuseum stehen darüber hinaus auf dem Programm. Brüssel ist eine tolle Stadt mit sowohl chicken Ecken mit tollen Villen und großen Parks als auch gammeligen Vierteln und ätzenden Stadtautobahnen.













Waterloo südlich von Brüssel rundet das Portfolio der Schlachtfelder schließlich ab.






Über Namur und Dinant teils an der Maas entlang gelangen wir wieder nach Frankreich. Der Maasradweg ist fantastisch, sowohl landschaftlich als auch von der Streckenqualität. Das kann man von belgischen Fahrbahnbelägen leider oft nicht behaupten. Das Radwegenetz ist zwar flächendeckend vorhanden, die Qualität der Radwege, wie auch der Straßen im Allgemeinen hat aber teilweise noch viel Luft nach oben.











In Sedan – einem Schlachtenschauplatz, wo die Preußen ausnahmsweise mal gewonnen haben – gönnen wir uns eine Übernachtung im Hotel Chateau Fort Sedan.



Bei diesen permanenten Grenzwechseln fällt mir wieder frappant auf, dass die französischen Straßen im Allgemeinen in sehr gutem Zustand sind, ganz im Gegensatz zu den Privatimmobilien. Die Altstadt von Sedan ist dafür leider ein typisches deprimierendes Beispiel…



Aber unser Weg geht weiter durch die Ardennen und über Arlon erreichen wir schließlich Luxemburg…



